Schülerwettbewerb „Mein Bauhaus – Meine Moderne“

Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses im Jahr 2019 hatten die Architektenkammern Berlin und Brandenburg alle Berliner und Brandenburger Schulen zur Teilnahme am Schülerwettbewerb „Mein Bauhaus – Meine Moderne“ eingeladen.

Im Rahmen des Wettbewerbs konnten sich Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen und Schulformen auf die Spuren der Moderne begeben. Erkundet wurden Architektur und Stadtbaukunst in der Auseinandersetzung mit kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Themen von damals und heute. Bis zum Einsendeschluss am 17. Mai 2019 wurden über 220 Schülerarbeiten eingereicht. 

Der Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft von Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie sowie Kathrin Schneider, Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.

Die feierliche Preisverleihung fand am 9. August 2019 in der Akademie der Künste am Hanseatenweg statt.

Die 12 Gewinner des Wettbewerbs

Aus insgesamt 225 Einreichungen von 1.100 Schülerinnen und Schülern aus 53 Berliner Schulen, 18 Brandenburger und 2 ausländischen Schulen hat die Jury zum Schülerwettbewerb "Mein Bauhaus Meine Moderne" insgesamt 12 Gewinner gewählt.

Preisträger Altersgruppe 1.-6. Klasse

1. Preis: Paula-Fürst-Schule, Berlin

Projekt: Bauhaus Vorkurse
Aufbauend auf den Übungen der Bauhaus-Vorkurse konnten die ganz jungen Kinder das Bauhaus für sich selbst erforschen. Entstanden sind ganz unterschiedliche Ergebnisse aus Ton, Papier und Metall.

2. Preis: Grundschule "Menschenkinder" Schönwalde

Projekt: Für den kleinen Architeken – Bauspiele Nr. 1 bis 6
Ein Bauspiel mit bunten Bauklötzchen-Häusern zum selber bauen. Jede Schachtel beinhaltet einen anderen Hausentwurf und ein Foto des Modells, das damit gebaut werden kann.

3. Preis: Katholische Schule Bernhard Lichtenberg, Berlin

Projekt: 100 Jahre Bauhaus – In jedem Haus steckt eine Geschichte
"Wer wohnt dort in 100 Jahren?" Überlegungen zu dieser Frage führten zu Hausentwürfen und Geschichten, die in einer interaktiven Ausstellung in der Schule gezeigt wurden.

Preisträger Altersgruppe 7.-10. Klasse

1. Preis: Europäisches Gymnasium Bertha-von-Suttner, Berlin

Projekt: Skulpturale Architektur – Fotografien von Steckplastiken
Abstrakte Steckplastiken aus Pappe und Papier agieren durch kontrastreiche Formen mit der Umwelt und bilden durch Ausleuchten und Inszenieren mit Farbfolien eine Fotoserie.

2. Preis: Rosa-Luxemburg-Gymnasium, Berlin

Projekt: Neues Sehen
Berühmte Bauhaus-Gegenstände wurden wie beim Spiel "Stille Post" von Schülerinnen und Schülern immer wieder abgezeichnet, sodass die Bauhaus-Ikonen am Ende stark abstrahiert waren.

3. Preis: Europäisches Gymnasium Bertha-von-Suttner, Berlin

Projekt: Architektur, Design und Abstraktion
Selbst erdachte dreidimensionale Gebilde wurden abgezeichnet, weiter abstrahiert und schließlich ausgeleuchtet und abfotografiert. Am Ende dienten sie als Inspiration für weitere Schritte wie Stop-Motion-Filme.

Preisträger Altersgruppe 11.-13. Klasse

1. Preis: Alexander S. Puschkin Gymnasium, Hennigsdorf

Projekt: Meister der Form
Selbst entworfene Typografie, basierend auf den Grundformen des Bauhauses. Durch die Buchgestaltung aus transparenten und blickdichten Seiten entstehen immer neue geometrische und farbliche Kombinationen.

3. Preis: Katholische Schule Salvator, Berlin

Projekt: Das Bauhaus besiedeln
Das historische Bauhaus-Gebäude in Dessau wurde um grüne Wohneinheiten für Studierende erweitert, die sich rundherum an das Gebäude schmiegen. So verbinden sich Vergangenheit und Zukunft.

3. Preis: Kurt-Schwitters-Oberschule, Berlin

Projekt: Impossible Homes
Die "Impossible Homes" sprechen von Flucht, Vertreibung, Zerstörung und Naturkatastrophen. Mit diesen Allegorien des "Nicht-Wohnens" wurden aus den vorliegenden problematischen Gegebenheiten Wohnräume für Flüchtlingsfamilien geschaffen.

Sonderpreis Film

Sonderpreis Film: Beethoven-Gymnasium, Berlin

Filmtitel: Mein Bauhaus – Meine Moderne
Die gesellschaftskritische Haltung des Bauhauses wird in einer Choreographie aus Musik, Bild, Ton und Text im Bild gezeigt. Durch ein Druckverfahren wurden Bilder von Bauhaus-Gebäuden verändert und abstrahiert.

Sonderpreis Film: Carl-Humann-Grundschule, Berlin

Filmtitel: In der Black Box: Grundformen in Bewegung
Mit einem Schattenspiel, bestehend aus den geometrischen Grundformen des Bauhauses, werden animierte Alltags geschichten erzählt. Die unendlichen Möglichkeiten dieser Grundelemente werden so deutlich.

Sonderpreis Film: Deutsch-Norwegische Schule Oslo

Filmtitel: Die Bauhaus-Kugelbahn
Ein Kugelbahn-Gemeinschaftsprojekt, bei dessen Bau unterschiedlichste Materialien zum Einsatz kamen und Elemente aus dem Bauhaus mit Ton und Bewegung kombiniert wurden: Eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Bauhaus für die ganze Schule.


Termine im Überblick

Bearbeitungszeit: Schuljahr 2018/2019
Abgabe der Unterlagen: 17. Mai 2019
Jurysitzung: 5. Juni 2019
Preisverleihung: 9. August 2019, Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin


Preise

Insgesamt wurden 3.800 Euro vergeben, aufgeteilt in drei Klassenstufen und eine Sonderkategorie "Film". 
(1.– 6. Klasse, 7.– 10. Klasse sowie 11.– 13. Klasse)

drei x 1. Preis - 500 Euro
zwei x 2. Preis - 300 Euro
vier x 3. Preis - 200 Euro
drei x Sonderpreis Film - 300 Euro

 

Ausstellung 2019/2020

27. September 2019, Deutscher Architektentag, bcc Berlin, Alexanderstraße 11, 10178 Berlin
30. Oktober - 18. November 2019, the temporary bauhaus-archiv, Knesebeckstraße 1-2, 10623 Berlin
März 2020, stilwerk Berlin, Kantstraße 17, 10623 Berlin

 


Interview mit Jurymitglied Annemarie Jaeggi

Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin vom Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin zum Schülerwettbewerb "Mein Bauhaus - Meine Moderne"

Frau Jaeggi, welche Chance bietet das Bauhaus-Jahr der Gesamtstadt Berlin?
In Berlin können wir uns im Jubiläumsjahr auf viele herausragende Veranstaltungen freuen, darunter die Abschlussschau des internationalen Forschungs- und Ausstellungsprojekts bauhaus imaginista im März, die bauhauswoche berlin im September und unsere große Jubiläumsausstellung original bauhaus in der Berlinischen Galerie, die ebenfalls im September eröffnet. Darüber hinaus lenkt das Jubiläum natürlich den Blick auf das Erbe des Bauhauses und auch der Moderne in der Stadt. Hier können wir sehen, welche Antworten man vor 100 Jahren auf städtebauliche und soziale Herausforderungen gegeben hat und uns davon anregen lassen, die grundlegenden Fragen des Bauhauses für unsere Zeit neu zu stellen:  In was für Städten, in was für Häusern wollen wir leben? Was können Architektur und Design zu einem besseren Leben für alle beitragen? Wie gehen wir mit begrenzten Ressourcen um?

Die Architektenkammern Berlin und Brandenburg möchten mit dem Schülerwettbewerb „Mein Bauhaus – Meine Moderne“ Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach Spuren der Moderne schicken. Was hat Sie bewogen, als Jury-Mitglied dabei zu sein?
100 Jahre Bauhaus sind uns noch einmal ganz besonderer Anlass, nach der Relevanz des Bauhauses heute zu fragen. Wo könnte man mehr darüber erfahren als in der kreativen Auseinandersetzung von jungen Leuten mit den Ideen der Moderne? Auch das Bauhaus war ja zuallererst eine Schule, das wird heute häufig vergessen.

Müsste in Berlin noch mehr für die Vermittlung der Ideen der Moderne an Kinder und Jugendliche getan werden?  
Am Bauhaus-Archiv spielt die Vermittlung eine große Rolle. Seit 2016 arbeiten zudem zwei Bauhaus-Agentinnen bei uns, die in Kooperationen mit acht Berliner Schulen die Potenziale des Bauhauses für junge Leute erschließen. Zusammen mit den Schülerinnen, mit Künstlern und Kuratorinnen entwickeln sie innovative Vermittlungsformate und gestalten auch unseren Museumsneubau mit. Die Museumspädagogik bildet in vielerlei Hinsicht den Mittelpunkt des neu entstehenden gläsernen Turms, der das Museum in die Stadt hinein öffnet.

Haben Sie schon einmal an einer Jury eines Schülerwettbewerbs teilgenommen? Worin sehen Sie die besondere Herausforderung, Schülerprojekte zu vergleichen und zu bewerten?
Jedes Schülerprojekt hat einen ganz eigenen Charakter, der einen einnimmt. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um die Frische junger Ideen. Dadurch ist jedes Projekt einzigartig und schwer vergleichbar mit den anderen.

Sie werden sich in der Jury intensiv mit den Arbeiten des Schülerwettbewerbs auseinandersetzen. Was erwarten Sie von den eingereichten Projekten? Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich auf völlig neue Sichtweisen und verrückte Ideen, die auch mir das Bauhaus und die Moderne noch einmal aus anderen Perspektiven zeigen.

Jury und Bewertung

Die Wettbewerbsarbeiten werden einer unabhängigen Jury vorgelegt. Die Bewertung der eingereichten Wettbewerbsarbeiten erfolgt nach Altersgruppen. Inhaltliche Kategorien werden nicht gebildet.

Jurymitglieder:

  • Roberto González, Architekt, addenda architects
  • Nadja Haberland, Architektin, Mitglied Arbeitskreis Architektur und Schule Berlin
  • Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin Bauhaus Archiv Berlin
  • Mascha Kleinschmidt-Bräutigam, Pädagogin, Arbeitsgruppe Architektur und Schule Brandenburg
  • Ursula Rogg, Referentin für Kunst und Theater der Sekundarstufe am LISUM
  • Carl Schagemann, Architekt, ehem. Vorsitzender Arbeitsgruppe Architektur und Schule Brandenburg
  • Prof. Volker Staab, Architekt, Staab Architekten GmbH
  • Susanne Vieth-Entus, Der Tagesspiegel

Das Bauhaus - Was ist das?

2019 findet das 100-jährige Gründungsjubiläum des "Bauhauses" statt, das zwischen 1919 und 1933 bestand und bis heute prägenden Einfluss auf unsere Lebenswelt hat.

Um sich aus der heutigen Zeit diesem Thema in seiner materiellen wie ideellen Komplexität annähern zu können, ist ein Blick in die Geschichte nötig. Wie sah es damals aus in Europa, was waren die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse, die Wegbereiter dieser damals bahnbrechenden Ideen? Was genau war das Bauhaus und warum ist es bis heute von ungebrochener Aktualität und prägendem Einfluss und wie können diese Ideen in unsere gegenwärtige Zeit transformiert werden?

Als Hilfestellung zur Erarbeitung der Schülerprojekte zum Wettbewerb „Mein Bauhaus - Meine Moderne“ sind nachfolgend als erster Überblick einige Schlagworte zum Thema zusammengestellt.

Der Weg zum Bauhaus

  • Zeitliche, gesellschaftliche, stilistische Einordnung: politische und gesellschaftliche Situation in Europa, Industrialisierung und ihre Folgen, technologische Entwicklungen, Oktoberrevolution, Weimarer Republik, Erster und Zweiter Weltkrieg usw.
  • Baustile und Materialität vorangegangener Epochen: Reformbewegungen, Arts-and-Crafts, art nouveau, Jugendstil, Übergang zur Moderne, Wiener Sezession usw.

Das Bauhaus

  • Ideen des Bauhauses als reformistischer Lehr- und Lebensschule: Bauhaus-Manifest 1919, Wiedervereinigung aller werkkünstlerischer Disziplinen, Einheit allen künstlerischen Schaffens, gesellschaftsverändernde Bestrebungen, "Bau der Zukunft" als programmatisches Konzept der Lehre, Kunst und Technik als neue Einheit, Standartisierung und Rationalisierung im Einklang mit dem künstlerischen Schaffen usw.
  • Der "Geist" des Bauhauses: Vorlehre, Werk- und Formlehre, Baulehre, Bühne, das transdisziplinäre Konzept, Meistergedanke, das Bauhaus als Ort umfassenden Gemeinschaftsschaffens und Gemeinschaftslebens, die Materialien und Disziplinen usw.
  • Vorstellung exemplarischer Persönlichkeiten des Bauhauses, ihres Schaffens und ihres Einflusses auf das Bauhaus: zum Beispiel Johannes Itten, Lyonel Feininger, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe usw.
  • Etappen des Bauhauses: Weimar 1920-1925, Dessau 1926-1932, Berlin 1932-1933

Die Wirkung des Bauhauses

  • richtungsweisende Entwürfe
  • die neue Baukunst
  • der Einfluss der Lehre auf nachfolgende Kunst- und Hochschulen
  • usw.

 

Themenvorschläge zum Schülerwettbewerb

Die vielfältigen Aspekte des Bauhauses können frei gewählt und thematisiert werden. Schwerpunktthemen können in allen Schulfächern gesetzt werden. Auch fachübergreifende und fächerverbindende Arbeitsformen sind möglich.

Design für Alle - Form Follows Function

Welche Alltagsgegenstände würden die Bauhäusler heute entwerfen? Handyhüllen statt Teekannen? Fastfood-Verpackung statt Besteck und Geschirr? Spielekonsole statt Schachspiele?

Aus der Beschäftigung mit der gestalteten Umwelt können Schülerinnen und Schüler eigene Objekte entwerfen und modellieren. Thematisch können bestimmte Materialien vorgegeben werden: Wolle, Holz, Papier usw.

Serielle Fertigung

Welche politischen, sozialen Hintergründe führten zur seriellen Fertigung? Annäherung an die Frage durch die Beschäftigung mit der Geschichte der Weimarer Republik in Verbindung mit den Entwicklungen am Bauhaus.

Welche Auswirkungen hat das serielle Bauen bis heute? Möglich wäre ein Entwurf eines seriellen Prinzips, zum Beispiel für einen Raum oder ein Klassenzimmer unter Beachtung des Materials.

Bühne

Durch die Beschäftigung mit Oskar Schlemmers triadischem Ballett wären Entwürfe von Kostümen möglich. Aspekte wie Farbe, Form oder Material sollten dabei eine beachtende Rolle spielen.

Reklame

Collagen, Fotomontagen und Reklame galten vielen Bauhäuslern als wichtige und zeitgemäße Ausdrucksmittel. Sie kommentierten damit gesellschaftliche und politische Ereignisse und bezogen Stellung zu zentralen Themen der Zeit.

Nach Vorbild von Collagen des historischen Bauhauses können in eigenen Arbeiten Positionen zu einem aktuellen Thema formuliert werden.

Farbe

Was ist der Farbkreis von Johannes Itten? Das Experimentieren mit Farben ermöglicht die praktische Beschäftigung mit der Wirkung von Farben und die Erfahrung mit Gesetzmäßigkeiten von Farbmischungen. 

Freie Gesellschaft

Das Bauhaus als Lehre des" freien Denkens", "der Kreativität", "zur Verbesserung der Lebensumstände", aber auch als Kunstschule, die durch die Nationalsozialisten verboten wurde, könnte beispielweise in Form von Plakaten mit aktuellen Bezüge aufgegriffen werden. Möglich wäre die Formulierung eines Manifestes, Collagen aus Zeitungsartikeln und Bildern usw.

Upcycling

In Bezug auf das Weben im Bauhaus, u.a. mit den damals neuen Kunstfasern, können mit Fundmaterialien, wie Kunststoffen, Folien usw. neue Objekte entworfen und umgesetzt werden.

Exkursion und Rezeption

Nach einem Besuch eines gebauten Projektes in Berlin, zum Beispiel Haus Lemke von Mies van der Rohe, könnte eine Auseinandersetzung mit dem Gebäude stattfinden: zeichnerische Übungen, fotografische Auseinandersetzung, grafische Übungen, Gestaltung von Plakaten oder Postkarten über das Gebäude, Beschäftigung mit den Gebäudeproportionen, gebauten Innen- und Außenräumen.