Nachfolge im Planungsbüro Perspektiven – Informationen – Hilfen

ZUKUNFT DURCH NACHFOLGE
Einfach war es wahrscheinlich nie, einen Nachfolger zu finden oder eine Nachfolgerin, die, oft auch noch von außen kommend, das eigene Planungsbüro übernimmt. Heute, da die Babyboomer beginnen, sich aus dem aktiven Berufsleben zurückzuziehen, ist es noch schwerer geworden. Zur selben Zeit suchen junge Kolleginnen und Kollegen ihre Chance, sich eine nachhaltige Zukunft aufzubauen.


Ein Blick auf die Demografie zeigt: Diese Situation wird sich kaum entspannen. Das Büro in der Familie weiterzugeben, scheint ein Auslaufmodell. Und externe Nachfolgewillige bleiben Mangelware, weil sich unsere Lebensentwürfe ändern. Gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen geben oft einer Festanstellung den Vorzug. Das Verhältnis freiberuflicher und angestellter Mitglieder in der Architektenkammer Berlin ist mittlerweile fast ausgeglichen. Die vermeintlich höhere Sicherheit und eine leichter zu bewerkstelligende Work-Life-Balance dürften Gründe sein.


Gerade den vielen kreativen, oft hochspezialisierten Büros in Berlin Perspektiven zu eröffnen, sollte dabei nicht nur denen am Herzen liegen, die sie aufgebaut haben. Wir brauchen diese kleinteiligen Strukturen. Sie sind der Schlüssel für den Erhalt tausender Arbeitsplätze. Sie tragen die Innovationskraft unseres Berufstands. Vor allem aber sind sie ein Gegengewicht zur internationalen Realisierungsindustrie. Ohne die kleinen und mittleren Büros kann die Bauwende nicht gelingen.


Dass wir als Architekturschaffende zugleich Sachwalterinnen und Sachwalter derer sind, für die wir bauen, war nie bedeutsamer als heute. Das Bauen im Umbruch braucht verantwortungsvolle Köpfe, die mitdenken und sich engagieren. Es braucht Planende, die sich nicht bloß als angestellte Designfachleute sehen, wie es in Ländern im angelsächsischen Raum schon bittere Realität ist.
Nachfolgeprozesse zu begleiten, sichert deshalb nicht nur, dass Expertise weitergetragen wird. Es ist gesellschaftsrelevant. Und es ist ein Zukunftsthema für die gesamte deutsche Wirtschaft und ihren Mittelstand. Nicht nur in unserer Branche können Nachfolgen helfen, bisherige Unternehmensformen auf Tauglichkeit zu prüfen und fit zu machen für die Zukunft.


Dabei brauchen alle Beteiligten Unterstützung. Das eigene Büro abzugeben, ist (genau wie umgekehrt: der erste Schritt in die Selbständigkeit) eine große und immer höchst emotionale Sache. Weil das niemand alle Tage macht, stellt sich die Frage: Wie gehe ich es an?


Um das zu beantworten, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ auf den Weg gebracht, an der sich die Architektenkammer Berlin mit der „Plattform Unternehmensnachfolge in Architektur und Stadtplanung“ beteiligt hat. Die Plattform ist eins von 30 ausgewählten und vom Ministerium geförderten Projekten, die Hilfestellungen entwickeln und regional erproben.


Resultat ist diese Broschüre. Sie ist zum einen ein Bericht zum dreijährigen Förderprojekt. Für alle, die ein Büro übergeben oder übernehmen wollen, ist sie allerdings viel mehr: ein Leitfaden, wie er in dieser Form und Praxisnähe das erste Mal vorliegt – wegweisend für Büros und Existenzgründende aus Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung.