Architektur kompakt – Charlottenburg: von der Gustav-Adolf-Kirche zum Funkturm

Termin

Freitag, 20. Mai 2022, 10.00 bis 13.00 Uhr

Unterrichtseinheiten: 1

Ort

Treffpunkt: an der „Gustav-Adolf-Kirche“, Herschelstr. 14-15 (U7, S41/42, Jungfernheide)

Zielgruppe

Die Veranstaltungsreihe ist für Architektinnen und Architekten gedacht, die in Berlin noch nicht heimisch sind, und für alle, die ihre Stadt neu sehen möchten.

Lernziel

Die Teilnehmenden lernen die komplexe Entwicklung Berlins und seine Architekturgeschichte kennen. Deshalb sind die Wege so gewählt, dass sie zum einen etwas über die jeweilige Kiezgeschichte im Zusammenhang mit Großberlin erfahren, zum anderen signifikante Beispiele aus jeder Stilepoche kennenlernen. Sie kommen auch in Berührung mit aktuellen Projekte und Problemzonen – Wunden und Visionen.

Inhalt

Eine Wanderung durch die Berliner Baugeschichte.

Drei der Wanderungen führen durch den etwas vage „Mitte“ genannten alten Kern der Stadt. Sie erläutern so die Entstehung Berlins und die frühen Erweiterungen, mit ihrem Schatz an mittelalterlicher, barocker und klassizistischer Architektur, dem Heilen der Kriegswunden und Nach-Wende-Highlights. „Mitte“ (1.) selbst stellt den Zusammenhang zwischen den Gründungsorten Berlin/Cölln und der „Friedrichstadt“ (2.) her, die in der zweiten Wanderung genauer unter die Lupe genommen wird. Die „nördlichen Vorstädte“ (3) haben von der Struktur her Bauten und die Stimmung Berlins vor den Gründerjahren bewahrt. Der Historismus selbst und die Industrialisierung sind im Wedding (4) präsent, das der Hobrecht-Plan von 1862 mit einbezog, während er das idyllische Reinickendorf „verschonte“. Dort war um 1930 noch Platz für eine der Weltkulturerbe-Siedlungen.

Es gibt zwei Städte, die die gesamte deutsche Baugeschichte repräsentieren, Berlin und Köln. Köln von der Antike bis zum Ende des Mittelalters und Berlin, das vielleicht von Kölnern mitbesiedelt wurde, von der Renaissance bis in die Gegenwart. Kein Wunder, dass die zwei bekanntesten Gebäude gerade in diesen beiden Städten stehen: der Kölner Dom – um die Zeit seiner Gründung 1248 wird Berlin gerade zum ersten Mal aktenkundig. Und das Brandenburger Tor, mit dem Berlin Avantgarde der Weltarchitektur ist. Diese Rolle besaß Köln im Mittelalter, unvergleichlich sind die romanischen Kirchen und im Dom kulminiert die Gotik. Ebenso unvergleichlich ist der Berliner Klassizismus. Und das Bauhaus als ein wesentlicher Teil der Moderne ist, kess gesagt, eine Berliner Erfindung. Köln ist monozentrisch, der Dom ist sichtbar die Mitte und auf einem Halbkreis, der „via sacra“, kann man Kölns Romanik erwandern. Berlin ist polyzentrisch, oder, um einen neuen Titel Bob Dylans abzuwandeln, „Berlin contains multitudes“. Jeder Bezirk ist sein eigener Kosmos, und alle glauben das auch von ihrem Kiez. Berlin kann man nicht erwandern, und die Bezirke sind Großstädte. Aber man kann ihre Eigenarten entdecken, ihre Bedeutung in der Stadtentwicklung, ihre Position zu Berlins Mitte, die Spuren von Schinkel und den Modernen, um so im Kleinen ein Bild des Gesamten zu erkennen – pars pro toto.

CHARLOTTENBURG, von der Gustav-Adolf-Kirche zum Funkturm oder „Die Moderne und das Dritte Reich“

Die Kreuzung Königin-Elisabeth-Straße und Knobelsdorffstraße ist 1930 monumental gefasst worden. Zwei Türme mit Pfeilervorlagen und Dachplatten markieren eine Achse, die auf das Olympiastadion zielt. Vor ihnen zwei präfaschistische Skulpturen, „Arbeit“ und „Heimat“ von Josef Thorak, der Hitlers Liebling wurde. Das war Hans Scharoun nicht, die Fassaden seines Apartmenthauses am Kaiserdamm sind abstrakte Kompositionen und eine freche Wandscheibe schneidet das Satteldach des Nachbarn einfach ab. Etwas weiter ist der Kontrast noch größer, Poelzigs Haus des Rundfunks, streng und charmant zugleich, versus der endlosen und banalen Messefront.
Aber das ist das Ziel der Wanderung, die an der verkannten Gustav-Adolf-Kirche beginnt. Durch 20er-Jahre-Blocks und dem Landgericht II, schöner romanisch als die Romanik selbst, zum Charlottenburger Schloss, einer Perle des Barock. Langhans hat ein Theater angefügt, Schinkel einen Pavillon und sein Schüler, August Stüler hat mit zwei Pavillons Städtebau betrieben. Im Klausenerplatz-Kiez steht vieles aus der Zeit vor 1850. Weiter zum bedeutenden Reform-Wohnungsbau von Paul Mebes, im Block 118 hat Hardt-Waltherr Hämer, gegen die Kahlschlagsanierung der Neuen Heimat, die „behutsame Stadterneuerung“ angezettelt.

Referentinnen und Referenten

Prof. em. Dipl.-Ing. Cord Machens, Architekt, Berlin

Gebühr

Mitglieder
25,00 Euro
Absolventinnen und Absolventen
25,00 Euro
Gäste
50,00 Euro