Eine barrierefreie Gestaltung der Außenbereiche, insbesondere des öffentlichen Straßen- und Verkehrsraums, ist die Voraussetzung für eine Teilhabe aller Menschen am öffentlichen Leben. Ziel ist es dabei, alle Einrichtungen und Informationen so zu gestalten, dass sie auch von Menschen mit Fähigkeitseinschränkungen „in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne Hilfe zugänglich und nutzbar
sind.“
Für Planerinnen und Planer ergibt sich hieraus die Notwendigkeit, das gesamte Spektrum von Behinderungen, beginnend bei den Mobilitätseinschränkungen über das Nachlassen sensorischer Fähigkeiten bis hin zur Demenz bei ihren Planungen zu berücksichtigen. Häufig fehlt bei der planerischen Tätigkeit, insbesondere aufgrund mangelnder Erfahrungen mit Fähigkeitseinschränkungen und deren Auswirkungen, der Bezug zur Praxis. Ein besonderes Anliegen des Seminars ist es daher, neben der Vermittlung von theoretischen Fakten, die Auswirkungen von Fähigkeitseinschränkungen persönlich erfahrbar zu machen.
Das Seminar informiert zunächst über die unterschiedlichen Fähigkeitseinschränkungen und die hieraus resultierenden Anforderungen. Detailliert werden die Regeln der seit 2014 gültigen DIN 18040-3 sowie die den Freiraum betreffenden Regelungen der DIN 18040-1 und 2 erläutert und deren Vorgaben gegenübergestellt. Anhand zahlreicher Beispiele aus der alltäglichen Praxis werden Möglichkeiten und Grenzen bei der Umsetzung und Anwendung erörtert.
Insbesondere für Sehbehinderte und blinde Menschen sind im öffentlichen Verkehrs- und Freiraum akustische, visuelle und taktile Elemente erforderlich, die eine Orientierung erleichtern oder erst ermöglichen. Das mit der neuen DIN 32984 eingeführte System von einheitlichen Bodenindikatoren ist dabei eine wichtige Hilfe, die bei konsequenter Anwendung Blinden und sehbehinderten Menschen auch über den eigenen Wohnort hinaus Möglichkeiten eröffnet, sich selbstbestimmt im öffentlichen Verkehrs- und Freiraum aufzuhalten und zu orientieren. Das System und die Anwendungsregeln der Bodenindikatoren nach DIN 32984 werden detailliert vorgestellt. Probleme und Schwierigkeiten bei der Umsetzung und die hieraus resultierenden Konsequenzen werden erläutert und diskutiert.
Im praktischen Teil des Seminars wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geboten, die Auswirkungen von Fähigkeitseinschränkungen unmittelbar zu erfahren. Mit Alterssimulationsanzügen können die mit zunehmendem Alter auftretenden Bewegungseinschränkungen älterer Menschen realitätsnah empfunden werden.
Simulationsbrillen für unterschiedliche Augenerkrankungen bis hin zur Blindheit eröffnen die Möglichkeit, das Umfeld und die eingeschränkte Orientierungsfähigkeit sehbehinderter oder blinder Menschen nachzuempfinden sowie Leitsysteme auf ihre Erkennbarkeit hin zu prüfen. Mit Rollstühlen und Rollatoren kann die Überwindung von Bordsteinen und die Befahrbarkeit von Rampen getestet werden.