31. Mai 2021

Anknüpfend an Reihe "Denkmalpflege vor Ort": Neue Ausstellung „StilBRUCH? Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg"

Im Rahmen der Reihe Denkmalpflege vor Ort hat die Architektenkammer Berlin bereits Ende 2019 Aspekte denkmalgerechter energetischer Sanierung am Beispiel des Wiederaufbaus von Schloss Charlottenburg diskutiert. Die Online-Ausstellung „StilBRUCH? Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg" widmet sich diesem Projekt, stellvertretend für viele Projekte der Nachkriegsmoderne in Berlin.

 

Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg

Die Ausstellung auf der Plattform Google Arts & Culture widmet sich der Rolle der Moderne im Prozess des Wiederaufbaus von Schloss Charlottenburg. Der Schwerpunkt liegt auf dem zeitgenössischen Deckenbild des Malers Hann Trier (1915-1999) von 1972 im Weißen Saal des Neuen Flügels. Diesem war eine langjährige Diskussion über eine mögliche Rekonstruktion des – vom preußischen Hofmalers Antoine Pesne (1683-1757) geschaffenen – barocken Deckenbildes vorausgegangen. Die Ausstellung liefert einen Beitrag zur Rekonstruktions-Debatte, die seit der Wende mit Bauprojekten wie dem Berliner Humboldt Forum oder zuletzt dem Paradeappartement im Dresdner Schloss neu entfacht wurde. Nicht nur die neuen Erkenntnisse aus Archivmaterialien der 1940er bis 1970er Jahre und der Fund der großen Entwürfe zum Deckenbild erlauben einen Einblick in die spannende Zeit des Wiederaufbaus, sondern auch Interviews mit Zeitzeugen.

In sechs Abschnitten können Sie in die Geschichte Schloss Charlottenburgs auf Deutsch und auf Englisch eintauchen:

Zerstörung. Wiederaufbau?widmet sich der Zerstörung der Berliner Schlösser und ihrem weiteren Schicksal

Wie weit soll man gehen? beleuchtet die teilweise ungewöhnlichen denkmalpflegerischen Lösungen, die im Schloss Charlottenburg umgesetzt wurden

Im Fokus: Der Weiße Saal thematisiert den Verlust des historischen Deckenbildes im Weißen Saal, beschreibt die Wiederherstellung des zerstörten Raumes und wirft einen Blick auf den Umgang mit verlorenen Deckengemälden in anderen Schlössern und Bauten in Deutschland (max. Gesamtlesezeit ca. 20 Minuten).

Eine Decke als Problem: Der Weg zu Trier ist der Hauptteil der Ausstellung und in Teil 1 und Teil 2 unterteilt. Er beschreibt die die heftigen Kontroversen, die den langjährigen, öffentlich geführten Entscheidungsprozess begleiteten, bis hin zur Ausführung (max. Gesamtlesezeit für beide Teile ca. 55 Minuten).

Der Weiße Saal und die Folgen: Die Moderne beim Wiederaufbau fast schließlich die Auswirkungen der Debatte auf Folgeprojekte im Schloss Charlottenburg und die Kunst Hann Triers zusammen und wirft einen Blick in die DDR nach Potsdam zum dortigen Umgang mit zeitgenössischer Kunst. (max. Gesamtlesezeit ca. 25 Minuten).

Statements: Die Moderne heute in der Denkmalpflege – eine Alternative? Der abschließende Abschnitt schlägt die Brücke zur Gegenwart: Persönlichkeiten unserer Gegenwart, die sich in Praxis, Theorie und Journalismus mit der Problematik des Umgangs mit Lücken im historischen Umfeld beschäftigen, haben uns Statements zur Frage zur Verfügung gestellt, welche Rolle der Moderne heute zukommen könnte.
 

Eine wichtige Bereicherung der Ausstellung, die auch drei höchstauflösende Fotografien von Deckenbildern und interaktive Google Street View-Aufnahmen enthält, sind Zitate von Zeitzeugen, die in Interviews zu den Vorgängen der 1960er und 1970er Jahre befragt wurden. Es sind zu hören: Helmut Börsch-Supan (*1933) ist Kunsthistoriker und arbeitete seit 1961 für die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Berlin, deren Stellvertretender Direktor er von 1983 bis 1995 war. Heinz Schönemann (*1934) ist Kunsthistoriker und arbeitete seit 1963 bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci als Schlösserdirektor, von 1978 bis 1995 war er Vize-Generaldirektor. Bis 1999 war er Stiftungskonservator bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Renate Mayntz Trier (*1929) ist Soziologin und war 1985 Gründungsdirektorin des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln. Sie ist die Witwe des Malers Hann Trier, der hier näher vorgestellt wird. Adrian von Buttlar (*1948) ist Kunsthistoriker und forscht u. a. zu Theorie, Politik und Geschichte der Denkmalpflege. Sein Vater, der ehemalige Generalsekretär der Akademie der Künste in Berlin (1956-1964) und Direktor der Hamburger Kunsthochschule (ab 1964), Dr. Herbert von Buttlar (1912-1976), war mit dem Maler Carl Timner befreundet, der einen Entwurf für das Deckenbild im Weißen Saal anfertigte.