Architektur kompakt – ein weiter Bogen, vom "Feuerland" zum Kreuzberg

Termin

Freitag, 7. Oktober 2022, 14.00 bis 17.00 Uhr

Unterrichtseinheiten: 1

Treffpunkt

vor dem Museum für Naturkunde, Invalidenstr. 43 (U6 Naturkundemuseum)

Zielgruppe

Die Veranstaltungsreihe ist für Architektinnen und Architekten gedacht, die in Berlin noch nicht heimisch sind, und für alle, die ihre Stadt neu sehen möchten.

Lernziel

Die Teilnehmenden lernen die komplexe Entwicklung Berlins und seine Architekturgeschichte kennen. Die Wege sind so gewählt, dass sie zum einen die jeweilige „Kiezgeschichte“ im Zusammenhang mit „Großberlin“ erhellen. Zum anderen werden signifikante Beispiele aus jeder Stilepoche berührt, erläutert und diskutiert, dazu aktuelle Projekte und Problemzonen – Wunden und Visionen.

Inhalt

Eine Wanderung durch die Berliner Baugeschichte

Es gibt zwei Städte, die die gesamte deutsche Baugeschichte allgemein repräsentieren: Berlin und Köln. Köln von der Antike bis zum Ende des Mittelalters und Berlin, das vielleicht von Köllnern mitbesiedelt worden war, von der Renaissance bis in die Gegenwart. Kein Wunder, dass die zwei bekanntesten Gebäude dort stehen: der Kölner Dom, um die Zeit seiner Gründung 1248 wird Berlin gerade zum ersten Mal aktenkundig, und das Brandenburger Tor, mit dem Berlin Avantgarde der Weltarchitektur ist. Diese Rolle besaß Köln im Mittelalter, unvergleichlich sind die romanischen Kirchen und im Dom kulminiert die Gotik. Ebenso unvergleichlich ist der Berliner Klassizismus und das „bauhaus“, ein wesentlicher Teil der Moderne, ist, kess gesagt, eine Berliner Erfindung. – Köln ist monozentrisch, der Dom ist sichtbar die Mitte und auf einem Halbkreis, der „via sacra“ , kann man Kölns Romanik erwandern.
Berlin ist polyzentrisch, oder, um einen neuen Titel Bob Dylans abzuwandeln, „Berlin contains multitudes“. Jeder Bezirk ist sein eigener Kosmos, und alle glauben das auch von ihrem Kiez.
Berlin kann man nicht erwandern, und die Bezirke sind Großstädte. Aber man kann ihre Eigenarten entdecken, ihre Bedeutung in der Stadtentwicklung, ihre Position zur „Mitte“, die Spuren von Schinkel und den Modernen, um so im Kleinen ein Bild des Gesamten zu erkennen – pars pro toto.

EIN WEITER BOGEN, vom „Feuerland“ zum Kreuzberg
oder „Technik, Naturwissenschaft und Pathos“

Schopenhauer meinte, es sei die vornehmste Aufgabe der Architektur „Lasten und Tragen“ darzustellen, und Eisen, das zu dunkel und zu dürr sei, könne er sich nur im Sinne von Gotik vorstellen (und die passe eh nicht in sein System). Das war trotzdem klug und in Berlin fing die Neugotik mit Gusseisen an: die filigrane Brücke zwischen den Türmen des Pfaueninselschlösschens, der Turmhelm der Marienkirche und das Kreuzbergdenkmal, das von Borsig gegossen wurde, im „Feuerland“, weil dort die Hochöfen nachts brannten.
Später wurde es ein Ort der Bildung, der größte Schatz des Naturkundemuseums ist der Urvogel, vor der Architektur wurden die Saurier leicht, bekamen Federn und flogen. Das lernte die Menschheit auch in Berlin. Otto Lilienthal, dessen Bruder Gustav übrigens die Steinbaukästen erfand, stürzte zwar nicht in Tempelhof ab, aber dort baute man im Dritten Reich das, nach dem Pentagon, zweitgrößte Gebäude der Welt. Monumental in der Erscheinung, funktional in Disposition und den sachlich konstruierten Hangars. Eine irritierende Mischung aus Größenwahn und Rationalismus.
Ein paar Schritte weiter zeigt der, durch den Expressionismus seines Bruders Bruno, ziemlich unterschätzte Max Taut, wie aus Sachlichkeit Poesie wird. Das Verbandshaus der Buchdrucker ist, von der Struktur bis ins Detail, mit das Beste der zwanziger Jahre.
Von dort geht es durch das vorbildlich revitalisierte Brauhausareal zum Kreuzberg, der romantischen Variante des Klassizismus, als Berlin zum ersten Mal Baugeschichte schrieb, genau hundert Jahre vor den Tauts.

Referentinnen und Referenten

Prof. em. Dipl.-Ing. Cord Machens, Architekt, Berlin

Gebühr

Mitglieder
25,00 Euro
Absolventinnen und Absolventen
25,00 Euro
Gäste
50,00 Euro