Hinweis: Der Vergabekompass wird im Rahmen des Wettbewerb- und Vergabedialogs am 3. April 2025 vorgestellt. Hier können Sie sich für die Veranstaltung anmelden!
Für viele Planungsbüros gehört das zum Alltag: Wo und wie werden Ausschreibungen für Planungsleistungen veröffentlicht? Wie interessant sind diese? Wie transparent und einfach zugänglich sind dazu Informationen verfügbar? Hier wäre Orientierungshilfe gut, ein Kompass, der den Weg weist. Und eine Aussicht, wie gut oder weniger gut der Weg sein wird, der vor einem liegt.
Margit Friedrich
Vergabemonitoring als starkes Instrument
Seit Ende 2020 führt die Architektenkammer Berlin ein regelmäßiges Vergabemonitoring durch. Damit wird systematisch die Vergabepraxis im Land Berlin erfasst und es werden Grundlagen für eine sachorientierte berufspolitische Interessensvertretung geschaffen. Mit dem Vergabemonitoring haben die Gremien ein starkes Instrument in der Hand, um aktuelle Themen und Herausforderungen zu erkennen und Handlungsbedarfe abzuleiten. Bewährt hat sich der dazugehörige Jahresbericht sowie die Präsentation der Daten und Fakten bei Netzwerktreffen und Wettbewerbe- und Vergabedialogen, bei denen regelmäßig Kammermitglieder, Auslobende und Vergabestellen zusammenkommen. Zufrieden mit der aktuellen Situation ist der Berufsstand nicht – zu oft finden sich in der Praxis Verfahren, die zum Nachteil der interessierten Büros gestaltet sind und die Grenzen des geltenden Vergaberechts weit ausloten oder auch überschreiten.
Erfahrungsaustausch europaweit
Mit dieser Situation ist Berlin jedoch nicht allein. Rasante Veränderungen in der wirtschaftlichen Dynamik gibt es auch in anderen Bundesländern und darüber hinaus - mit jeweils unterschiedlichen Besonderheiten – in anderen Ländern der Europäischen Union, auch wenn diese alle an das gleiche europäische Recht gebunden sind. Hier findet ein wichtiger und regelmäßiger Erfahrungsaustausch statt; die Gremien der Bundesarchitektenkammer sind da nur einer der Orte des Austauschs. Ein Blick über den Tellerrand der Berliner Stadtgrenzen tut auch an dieser Stelle gut.
Im letzten Jahr sind zu diesem Erfahrungsaustausch vielfache Diskussionen und Beschlüsse in Vorstand und Vertreterversammlung gefasst worden. Der Ausschuss Wettbewerbe und Vergabe hatte angeregt, sich in Weiterentwicklung des etablierten Vergabemonitorings zukünftig an einer in Österreich etablierten Plattform (www.architekturwettbewerb.at) zu orientieren. Diese ist bereits durch die Bayerische Architektenkammer (www.beste-vergabe.bayern) adaptiert worden und es hilft ungemein, an dieser Stelle voneinander zu lernen und Kräfte zu bündeln. Auf dieser Grundlage ist jetzt auch in Berlin eine entsprechende Plattform am Start. Ziel ist es, die Transparenz öffentlicher Vergabeverfahren zu erhöhen und beispielhafte Verfahren für eine faire und qualitätsorientierte Auftragsvergabe sichtbar zu machen. Es geht darum, Best-Practice-Beispiele zu etablieren und damit einen positiven Impuls für die Weiterentwicklung der Vergabepraxis zu setzen.
Berlin startet den Vergabekompass
Auf der neuen Plattform, dem „Vergabekompass“ werden künftig jene Vergabeverfahren veröffentlicht, die von Berliner öffentlichen Auftraggeberinnen und Auftraggebern im europäischen Amtsblatt bekannt gemacht und europaweit ausgeschrieben werden. Darüber hinaus werden die von der Architektenkammer Berlin registrierten RPW-konformen Architekturwettbewerbe erfasst. Diese Wettbewerbe gelten als Instrumente der höchsten Qualitätsstufe in der Vergabepraxis, da sie ein hohes Maß an Transparenz, Chancengleichheit und gestalterischer Qualität gewährleisten und werden entsprechend positiv auf der Plattform kenntlich gemacht.
Ein zentrales Anliegen des Vergabekompasses ist es, den Zusammenhang zwischen der Qualität der Verfahrensgestaltung und der Qualität der erzielten Ergebnisse hervorzuheben. Gute, auch im Sinne des Berufsstandes gute und faire Wettbewerbs- und Vergabeverfahren führen zu besseren Angebotsqualitäten. Dadurch bessert sich nicht nur die Auftragssituation für alle Beteiligten, sondern auch die Umsetzung von Bauprojekten wird auf ein höheres Niveau gehoben. Darüber, dass gute Rahmenbedingungen in der Planungsphase wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftliche, nachhaltige und qualitätsvolle Realisierung von Bauvorhaben sind, ist sich der Berufsstand nicht nur in Berlin, Bayern und Österreich einig; das gilt überall. Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen im Bauwesen – insbesondere mit Blick auf die dringend notwendige Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit – ist eine fundierte und qualitätsorientierte Vergabepraxis von zentraler Bedeutung.
Gute Positionierung fairer Verfahren
Im Vergabekompass ist eine automatisierte Schnittstelle zum europäischen Vergabeportal (TED) integriert, so dass über diesen Weg relevante Vergabeverfahren erfasst werden. Es erfolgt eine Bewertung anhand eines definierten Kriterienkatalogs, der berufsständische Interessen berücksichtigt. Dieser orientiert sich am Ziel eines gleichberechtigten, möglichst niederschwelligen Zugangs zur Förderung des Klein- und Mittelstands. Es geht um qualitätvolle Verfahren, Förderung und Unterstützung geregelter Wettbewerbsverfahren und um Rückmeldung an die auslobenden Stellen. All dies mit Ziel über eine gute Positionierung fairer Verfahren auch diese zu motivieren, die jeweilige Vergabepraxis im Interesse der Qualitätssicherung auf den Prüfstand zu stellen. Die Bewertung durch die Architektenkammer enthält explizit keine Rechtsberatung oder juristische Beurteilung der Verfahren, es geht um Orientierung und Empfehlung im Sinne eines guten, verlässlichen Kompasses. Die Testphase des Projekte läuft und im Laufe des Sommers wird auch in Berlin der Vergabekompass online gehen – dann zu finden unter www.beste-vergabe.berlin.