
In der Böschung vor dem Flughafengebäude Tempelhof markiert seit September 2024 der langgezogene Schriftzug „nicht mehr zu sehen“ den Ort, an dem keinerlei materielle Spuren mehr von der Geschichte des Konzentrationslagers Columbia (1933-1936) zeugen. Bei dieser Schriftinstallation geht es um die stadträumliche Markierung eines historischen Ortes, der aus dem öffentlichen Bewusstsein fast verschwunden ist. Die Freianlage ist als Drive-By-Situation gestaltet: Möglichst viele Passantinnen und Passanten sollen eine minimale Botschaft im kurzen Zeitintervall des Vorbeifahrens erhalten. Als lapidares und lakonisches Satzfragment soll der Schriftzug Fragen nach dem „Was?“ und dem „Warum?“ nahelegen. Die Aussage ohne Subjekt und Objekt lässt sich sowohl zeitlich als auch quantitativ deuten. Die Strategie für den Ort des KZs war nicht, dessen ehemalige Lage zu markieren, sondern die Abwesenheit der historischen Bausubstanz eigenwillig und mehrdeutig zu thematisieren. Sinn der Aussage ist die Frage nach ihrem Bezug.
Martin Bennis, Architekt mit Weidner Händle Atelier
Land Berlin, vertreten durch Tempelhof Projekt GmbH
Treffpunkt: Fuß- und Radweg Columbiadamm nahe Radarturm
(Bus M 43 Golßener Straße)