Bauwende_konkret – Ökologisch-ökonomische Zielbetrachtung: Bestandsertüchtigung versus Abriss/Neubau

Termin

Mittwoch, 16. November 2022, 16.00 bis 19.30 Uhr

Unterrichtseinheiten: 4

Ort

Architektenkammer Berlin, Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin

Zielgruppe

Der Workshop richtet sich an Mitglieder der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und des Ingenieurwesens zusammen mit ihren Auftraggebenden sowie Absolventinnen und Absolventen mit Grundwissen (mind. 6 Monate Büro- bzw. Verwaltungserfahrung), die bestehende bzw. neue Gebäude nachhaltig planen und bauen wollen.

Fortbildung für Absolventinnen und Absolventen als Eintragungsvoraussetzung gemäß §14 Fortbildungs- und Praktikumsordnung AKB geeignet.

Themengebiet (Absolventinnen und Absolventen)

Kostenplanung, Wirtschaftlichkeit des Planens und Bauens

Lernziel

Die Teilnehmenden haben sich mit der Zielbetrachtung einer Bestandsertüchtigung versus Abriss/Neubau auseinandergesetzt. Sie haben wichtige Nachhaltigkeits-Prinzipien (Ökobilanzierung, kreislaufgerechtes Bauen mit nachwachsenden Baustoffen, Bestandserhalt, CO2-Speicherfähigkeit, Re-Cycle, Re-Pair, Re-Use) an einem konkret eingebrachten Projekt kennengelernt. Sie wissen im Anschluss, wie sie Klima- und Ressourcenschutzplanung bereits in frühen Leistungsphasen der HOAI implementieren und unterschiedliche Fachdisziplinen im integralen Planungsprozess von Anfang an integrieren können. Darüber hinaus haben sie das GWP (Global Warming Potential) mit Hilfe des eLCA-Tools ermittelt und Lebenszyklusabschnitte (Herstellung, Errichtung, Instandsetzung, Abbruch, Wiederverwendung) nach DIN EN 15804 und DIN EN 15978 erläutert. Im Anschluss sind sie befähigt, kluge (Um-)Nutzungskonzepte und -strategien zu entwickeln.

Inhalt

Ermittlung der grauen Energie am Beispiel des vom Abriss bedrohten Luckeweg 31 bis 37 in Berlin-Marienfelde:

Anlass Bebauungsplan zur Nachverdichtung, städtebauliche Alternativen mit und ohne Erhalt der Bestandsgebäude, Fragestellung: wie viel CO2 wird gespart bei Erhalt der Bestandsgebäude.
Untersuchung des Bestands, Bestimmung der Bauteile, Aufmaß, Eingabe der Daten in den Bauteileditor der OekoBaudat, Auswertung, Diskussion im lokalpolitischen Zusammenhang, Schlussfolgerungen für zukünftige Projekte.

Anwendung der Ökobilanzierung bei der Planung für eine Nachverdichtung in einer Siedlung der 1960er und 1970er Jahre:
- Ermittlung der grauen Energie in Bestandsgebäuden
- CO2-Einsparung durch Erhalt von Bestandsgebäuden
- städtebauliche Alternativen, Erhalt und Ergänzung statt Abriss und Neubau

Betrachtung des ökologischen Fußabdrucks am Beispiel einer Fassadensanierung eines neungeschossigen Plattenbaus in Berlin-Rudow:
- Vergleich verschiedener Bauteile und Bauteilkomponenten am Beispiel der Außenwand in Bezug auf das GWP (Global Warming Potential), die CO2-Speicherfähigkeit, die Kreislauffähigkeit sowie den Anteil an nachwachsenden Rohstoffen
- Ermittlung der CO2-Einsparung durch den Erhalt von Bauteilen und die Verwendung von Sekundärmaterialien am Beispiel der Außenwand
- Erläuterung des Cradle-to-Cradle-Prinzips in Bezug auf die Verwendung von Sekundärmaterialien sowie die Planung kreislauffähiger Konstruktionen
- Erläuterung der CO2-Speicherfähigkeit verschiedener Baumaterialien

Bewertung für kreislauffähiges Bauen sowie Anwendung der Ökobilanzierung bei der Planung für Nachverdichtung und Erhalt des Bestands am Beispiel einer Fassadensanierung eines neungeschossigen Plattenbaus in Berlin-Rudow

Anlass ist die energetische Sanierung eines typischen Berliner Plattenbaus aus den 1970er/ 80er Jahren. Untersucht werden verschiedene Außenwandsysteme in Bezug auf das GWP (Global Warming Potential), die CO2-Speicherfähigkeit, die Kreislauffähigkeit sowie den Anteil an nachwachsenden Rohstoffen. Das GWP der Außenwandvarianten wird in Bezug zum 1,5°-Ziel für Wohngebäude sowie zur Klimaneutralität verglichen und bewertet.
Am Beispiel der Außenwand wird erläutert, wieviel CO2-Äquivalent pro Quadratmeter Bauteil eingespart werden kann, wenn die Konstruktion erhalten bleibt und um die Dämmebene ergänzt wird. Die CO2-Einsparungen werden anhand des GWP der einzelnen Bauteilkomponenten der Außenwand ermittelt.

Am Beispiel der Außenwand wird das Cradle-to-Cradle-Prinzip in Bezug auf die Verwendung von Sekundärmaterialien sowie der Planung einer kreislauffähigen Konstruktion erläutert. Die Verwendung möglichst vieler nachwachsender Rohstoffe und Sekundärmaterialien sowie Verbindungen, die sich sortenrein rückbauen lassen, ist hier Prämisse.
Um direkt beim Bau des Gebäudes, der Bauteile oder Bauteilkomponenten einen positiven Effekt auf das Klima zu erzielen, sollten Materialien mit einer hohen CO2-Speicherkapazität verwendet werden. Die CO2-Speicherfähigkeit verschiedener Materialien wird im Workshop anhand der Außenwandvarianten erläutert.

Im Fazit werden die Schwierigkeiten und Hürden des nachhaltigen, kreislauffähigen Bauens und Sanierens erläutert. Themen wie Brandschutz, fehlende Daten in der ÖKOBAUDAT, fehlende Datenblätter bei Sekundärmaterialien sowie höhere Kosten bei nachwachsenden Rohstoffen können Gründe sein, warum am Ende nicht immer die Variante mit dem kleinsten ökologischen Fußabdruck weiterverfolgt wird. Es werden Argumentationshilfen und Lösungsvorschläge wie zum Beispiel die CO2-Bepreisung und die Klimafolgekosten vorgestellt.

Referentinnen und Referenten

Eva-Maria Friedel, M.A. Arch., weberbrunner berlin, und Matthias Bauer, Berlin

Gebühr

Mitglieder
80,00 Euro
Absolventinnen und Absolventen
80,00 Euro
Gäste
160,00 Euro